Beginn der Jahresnacht – Allerheiligen, Allerseelen, Samhain

Nebel liegt in der Luft – auch wenn es gar nicht neblig ist. Blassgelbe Sonne kämpft sich durch Wolken. Ist es kalt? Eigentlich nicht, nur ein wenig uselig. Still ist es draußen. Tropfen fallen geräuschvoll von Blättern und Ästen. Wenn ich genau hinhorche, meine ich einen kühlen Hauch zu hören. Als ob jemand Nebel und Kühle in die Welt hineinatmet.

Auch meine Katzen spüren dies. Sie halten sich wieder gerne im Haus auf. Morgens finde ich immer eine von den beiden – mal die eine, mal den anderen auf der Fußbodenheizung im Bad liegen. Oder auf der Fensterbank über der Heizung. Manchmal auch auf der Couch. Überall wo es warm ist oder zumindest kuschelig. Im Sommer sind sie so gut wie nie drin, kommen nur zum Fressen nach Hause oder leisten mir für kurze Zeit auf dem Balkon Gesellschaft. Trollen sich aber bald wieder – Katzengeschäfte rufen.

Wir feiern am 1. und 2. November Allerheiligen und Allerseelen. In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November Halloween. Mehr oder weniger bewusst. Die meisten von uns wohl eher weniger. Dennoch markiert der 1. November einen besonderen Tag, nämlich den Beginn der Jahresnacht.

Jahresnacht – das beschreibt es gut. Die Nacht des Jahres beginnt jetzt. So sagten es zumindest die Kelten. Die Nächte sind viel länger als die Tage und werden bis Mittwinter noch länger werden. Auch ist es merklich kühler, hin und wieder sogar mit erstem richtigen Raureif, der wirklich nicht mehr zu übersehen ist und einer Temperatur – zumindest in den frühen Morgenstunden – unter Null Grad.

Dies ist eine unheimliche Zeit. Alles wirkt dunkler, auch am Tag. Und in unseren Breitengraden kommen Stürme auf. Mit den Stürmen kommen die Geister, ruhelose Seelen, die umherirren und Unterschlupf suchen. Wer kann jetzt schon mit Sicherheit sagen, ob die Vorräte über den Winter reichen werden? Ob die ruhelosen Geister uns in Ruhe lassen werden. Man sagt, dass der Schleier zwischen den Welten jetzt besonders dünn ist und wir insofern leicht Zugang zu unseren Ahnen oder Verstorbenen haben können – und sie zu uns.

Es ist eine gute Zeit, sich der eigenen Ahnen, der eigenen Familie zu erinnern, ihnen zu Gedenken. Ob man hierbei den christlichen Riten folgt oder eigene Formen des Gedenkens entwickelt, ist dabei, glaube ich, nicht so wichtig. Ich zum Beispiel hole in dieser Zeit gerne ein altes Küchenbrett hervor, das schon meine Großmutter benutzt hat oder das alte Taschenmesser von meinem Großvater. Auch ein paar orangerote, aber schöne Eierbecher meiner Großeltern kommen wieder zum Einsatz. Ich freue mich an einer Schreibtischgarnitur von meinem Vater oder trage an diesem Tag einen alten Ring meiner Mutter. Alles zu ihrem Gedenken, um ihr Leben wertzuschätzen – und damit auch meins. Auch meine Laterne auf dem Balkon kommt wieder mit langbrennenden Kerzen zum Einsatz.

Nicht nur die Katzen sind jetzt oft und lange zuhause, mir geht es genauso. Ich komme gerne nach Hause. Ich mag das herbstlich-neblige Feeling und den Rückzug. Ich darf jetzt offiziell nachdenklich sein!

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Unseren Meditationsabend haben wir diesem besonderen Tag – und der Jahresnacht – gewidmet. Da die Kelten diesen Tag angeblich besonders gefeiert haben, auch wenn wir letztlich nichts Genaues mehr darüber wissen, so ist er doch ein wichtiger Meilenstein im Kalender. Daher wollten wir wissen, ob wir besonderen Kontakt zur Wesenheit der Zeit von Samhain, Halloween, Allerheiligen/Allerseelen bekommen würden.

Dunkler, violetter Himmel … blinkende Sterne … Ganz feiner Schnee weht durch winterlich-violette Landschaft. Eine einsame Straße in klirrender Kälte.

Ein alter Mann stapft langsam die Landstraße entlang. Er sieht aus wie der klassische Nachtwächter mit Bismarck-Schnauzer, hoher  Ohrenwärmer-Mütze, Hellebarde, Laterne … Ich bin mir sofort sicher: das muss Samhain sein! (Er wünscht wie Samu-in zu klingen.)

Zu beiden Seiten der Straße gibt es im welligen, mit dünnem Schnee bedeckten Land kleine Lichter. Noch bevor ich meine Frage richtig formulieren kann, weiß ich die Antwort darauf: diese Lichter dienen der Orientierung für die Seelen, die (gegebenenfalls auf „Einladung“) zu Besuch kommen wollen. Und als „Öfchen“ für herumirrende,  arme Seelen, die sich wenigstens notdürftig daran wärmen können sollen, damit sie nicht „Amoklaufen“ müssen. (Prompt sehe ich ein paar kleine, durchscheinende „Gestalten“, die sich schlotternd um so ein Licht versammeln.) Samuin sorgt dafür, dass es in der Winterkälte immer genug dieser „Wärmeöfchen“ gibt und zündet gegebenenfalls Erloschene wieder an.

Jetzt erst bemerke ich, dass Samuin eine Hängepfeife hat, aus der er dicke Rauchwolken bläst, und ich erfahre, dass er nicht zum Tabakgenuss diese Pfeife bei sich hat, sondern schlicht zur Produktion von „heiligem Rauch“. Dieser ausgeblasene Rauch legt sich wie „besänftigend“ über die Gegend. Überhaupt,  Samuins Ausstrahlung hat etwas ungemein Kuschelig-Gemütliches, Beruhigendes und Verlässliches. Er ist die ideale Besetzung als „Wächter der Winternacht“. Jutta

Gleich zu Anfang sah ich einen freundlich lächelnden Rauschgoldengel links vor mir. Er wirkte weiblich und jung. Er lächelte und umfing, umarmte unsere ganze kleine Meditationsrunde. Ich sah uns alle in einer Waldlichtung sitzen. Jedoch schienen wir aus einer anderen Zeit zu sein. Der Wald war dunkel und wir saßen im Kreis um ein Feuer herum. Das Feuer brannte hell, aber die Helligkeit in der Mitte schien nicht nur vom Feuer zu stammen. Ich sah eine Art Palaver, das Erzählen von Geschichten, Zusammenrücken in der Dunkelheit. Jemand spielte goldene Karten aus. Sie sahen aus wie feine Metallplättchen in Spielkartengröße. Es wirkte geheimnisvoll. Ich sah einen Engel hinter jedem von uns stehen. Groß, mächtig, dunkle lockige Haare, helles Gewand mit blauem Überwurf, ein anderer Engel trug eine Ritterrüstung wieder ein anderer wirkte groß, mächtig und gütig. Den Engel hinter mir, “meinen” Engel konnte ich nicht sehen, aber ich spürte ihn. Spürte ihn rechts hinter mir. Dann verstand ich, dass die verschiedenen Engel eigentlich ein einziger waren und wir sozusagen in dessen Saum saßen.

Mein Engel gab mir Zügel in die Hand.  Mit dieser Übergabe wurde das Licht im Kreis weniger bis es schließlich dunkel wurde. Ich hörte den Engel sagen: “Fürchtet Euch nicht!” Die Jahresnacht brach an. Sabine

Es war eine gute und starke Meditation. Ich sah eine Reiterin vor mir. Allerdings nicht das Pferd. Aber die Reiterin war klar und deutlich erkennbar. Sie wirkte nobel, war fein gekleidet, war ruhig und von großer zufriedener Ausstrahlung. Ihr Bild strahlte Ruhe aus. Sie war schön. Ich habe sie lange betrachtet, ihre Ruhe, ihre Eleganz, ihre Anmut. Herbstlich. Ich sah das Bild eines Baumes. Durch die Bildung einer neuen Knospe fällt das alte Blatt vom Baum. Erneuerung durch den Tod. Die neue Knospe schiebt das alte Blatt ab. Altes verabschiedet sich, das Neue ist bereits in den Startlöchern. Klaus

2 Gedanken zu “Beginn der Jahresnacht – Allerheiligen, Allerseelen, Samhain

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