Lauchgeflüster – wer hätte das gedacht?

Vor ziemlich genau einem Jahr ist die Idee zu diesem Blog entstanden. Nein, stimmt nicht. Die Idee kam mir beim Mittwinter-Fest 2015. Erste Formen hat der Blog auf einer Testseite Ende Januar 2016 angenommen. Ein FoodBlog schwebte mir schon seit drei oder vier Jahren vor, aber mir waren Form und Inhalt noch nicht so ganz klar, auch nicht, was ich eigentlich damit bezwecken wollte. Klar war für mich nur: es sollte schön sein, es sollte Spaß machen und … tja, was war das „und“? Ungewöhnlich?! Sollte er ungewöhnlich sein? Ja! Eigentlich aber auch nicht. Aber – und das kam erst mit dem Tun – sollte er auch unsere Jahreszeiten mit umfassen und dadurch zeigen, dass und wie wir moderne Menschen in den Jahreskreis eingebettet sind. Auch wenn wir unser Leben heute so gestalten als ob das keine Rolle mehr spielen würde.

Natürlich sind wir unabhängiger geworden. Wir leben in Breitengraden, die ohne moderne Technik sicherlich nicht so kuschelig wären, wie wir sie heute erleben. Das stimmt schon. Dennoch bewegen wir uns auf dieser Erde, auf Mutter Erde. Das können wir drehen und wenden wie wir wollen. Sie ernährt uns, sorgt für uns – auch wenn wir auf unsere Art heute eingreifen und nachhelfen. Ohne sie ginge es nicht. Wir hätten keinerlei Grundlage. Wir sind eingebettet in sie, von ihr getragen und Teil von ihr. Und verlieren das so leicht aus den Augen.

Somit ist mit diesem Blog auch mein Anliegen gewachsen, das Auf und Ab der Jahreszeiten mit zu berücksichtigen, den Hintergrund vor dem wir uns bewegen. Um vielleicht auch unsere eigenen Befindlichkeiten besser verstehen und achten zu lernen. Aber auch das Sprechen mit Pflanzen, mit ihnen in Kontakt zu treten, war mir ein Anliegen. Da ist mehr! Davon bin ich überzeugt. Pflanzen sind nicht nur mechanisches Wachstum. Ich glaube, sie sind auch sozial und hilfsbereit.

Sind Pflanzen hilfsbereit?

Dazu möchte ich Euch eine kurze Begebenheit erzählen, die sich bei mir zuhause vor einigen Jahren zugetragen hat. Mein Vater war gerade gestorben und in seinem Büro dümpelte eine Wachsblume, eine Hoja, in Hydrokultur einsam vor sich hin. Wasser bekam sie nur, wenn ich zu Besuch war, da es für meine Mutter zu beschwerlich war, die steilen Treppen ins Büro zu steigen. Meist war die Hoja trocken, wenn ich kam. Aber irgendwie schaffte sie es zu überleben.

Später habe ich mich entschlossen, sie mit nach München zu nehmen und wieder richtig in Erde einzutopfen. Gesagt, getan. Aber auch bei mir krebste sie so dahin. Sie ging nicht ein, machte aber auch so gar keine Anstalten zu wachsen. Ich kümmerte mich, aber es reichte nicht. Sie stand am Rand eines Bücherregals mit freiem Blick zum Fenster. An Licht mangelte es nicht.

Ficus und Hoja

Ja, und dann hatte ich noch einen Ficus Benjamini, auch erst ein Kümmerling, den niemand mehr haben wollte, der sich aber bei mir prächtig entwickelt hatte und mir mittlerweile über den Kopf gewachsen war. Diesen Ficus stellte ich bei Aufräumungsarbeiten in  meinem Büro in die Nähe der Hoja. Ich fand, da sah er besser aus und ich selbst kam besser „ums Eck“ und streifte ihn nicht immer wieder.

Als ich am nächsten Morgen aus meinem Schlafzimmer kam, war ich mehr als verblüfft. Der Ficus hatte sich über Nacht zur Hoja herüber geneigt! Die beiden berührten sich. Als ich ihn platziert hatte, hatten sie ca. 40 cm Abstand. Jetzt berührten sie sich. Der Abstand zwischen ihnen war zu groß gewesen, als das die Berührung hätte zufällig sein können. Kurze Zeit später wuchs die Hoja! Ihre Blätter wurden dick und dunkelgrün und sie trieb lange Triebe aus, an denen sich nicht nur Blattknospen, sondern auch Blütendolden zeigten. Unglaublich, aber wahr.

Aus meiner Sicht hat der Ficus die Hoja ins Leben zurück geholt! Ganz wunderbar. Ich war beeindruckt – und bin es noch. Mittlerweile habe ich übrigens drei Hojas, die ab Februar bis weit in den Sommer hinein blühen und nachts süßlich duften.

Hoja und Blüte – der Hojabusch besteht aus zwei Pflanzen und die rechte, die höhere ist „der Kümmerling“
Lauchgeflüster

Somit liegt es nahe, dass mich interessiert, was  Pflanzen zu sagen haben. Ich bin da sehr, sehr neugierig. Zurzeit, ich weiß nicht wieso, hat es mir der Lauch angetan. Nachdem ich von meinem Kartoffel-Lauch-Auflauf so begeistert war und ihn seit dem Post noch mindestens dreimal in unterschiedlichen Varianten zubereitet habe, lag es für mich nahe, sich mit ihm näher zu beschäftigen.

Ich verwende Lauch eigentlich das ganze Jahr über. Im Sommer mehr als Würze für Suppen etc. Aber ab Herbst und Winter rückt er als Hauptgericht bzw. Hauptbeilage in den Vordergrund. Vielleicht ist das so, weil er letztlich doch eher ein Wintergemüse ist, erstaunlich frosthart und durchaus strenge Minustemperaturen vertragen kann.

Mitten im Winter: Verwandtschaftstreffen – Lauch und Zwiebeln

Bei unserer „Kraut & Rüben“ Meditation am vergangenen Donnerstag war er Hauptgast und was sich da zeigte, war bemerkenswert. Lauch ist ein Gewächs, was wohl unterschätzt wird. Bei aller Derbheit und Würze hat er noch eine Seite gezeigt, die uns verblüfft hat. Doch lest selbst:

Da lag eine Lauchstange überdimensional groß wie ein Baumstamm vor mir. Quer. Er hat von innen her gelodert, geleuchtet. Es hat von innen her aus ihm herausgezüngelt.

Ein wichtiger Wesenszug war Wärme, angenehm und wohltuend. Das Leuchten vermittelt Licht. Er bringt Licht in etwas, hilft Licht in etwas zu bringen, etwas zu erleuchten. Das Wesen des Lauchs fühlt sich gut und stimmig an, strahlt Ruhe und Behaglichkeit aus. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich Lauch noch nie gesehen. Klaus

 

Vor mir sah ich ein Beet oder ein Feld mit Lauch vor mir. Aus den einzelnen Lauchstangen sahen mich prüfend Augen an, verfolgten jede Bewegung von mir, alles was ich tat. Jede einzelne Lauchstange hatte so ein Augenpaar.

Mein Hilfsgeist, der Rabe ging zwischen den Stangen umher. Auf dem Kopf trug er wie eine Kochmütze geformt, das Weiße Ende des Lauchs. Aber er konnte sich nicht so recht entscheiden, wie rum er den Lauch tragen sollte. Mit den Wurzeln auf seinem Kopf und die Stange nach oben hohl und geöffnet oder umgekehrt. „Geht beides“, sagte er. Dann sah ich, dass er einen roten Schal um den Hals trug und eine Schubkarre mit Gerätschaften zwischen den Lauchreihen vor sich her schob. Es war ein Spaten, eine Harke und ein spitzer Stab. Den Stab nahm er, um die Erde zwischen den Lauchstangen vorsichtig aufzulockern. Nicht zu tief, um die Stangen nicht zu verletzen. Er wirkte ernsthaft bei der Sache, aber auch ein klein wenig missbilligend. Die Wichtel oder Erdgeister müssten das eigentlich machen, aber die hätten zu viel zu tun. Daher sei er eingesprungen. Somit lockerte er unverdrossen die Erde um den Lauch herum auf und wurde dabei von den Augen der Lauchstangen prüfend beobachtet.

Dann spürte ich die Wesenheit des Lauchs über dem Lauchbeet. Über mir und dem Raben. Gesehen habe ich sie nicht, aber ich konnte ihre Anwesenheit fühlen. Freundlich, friedlich, wohlwollend.

Ich sah, wie der Lauch – jede einzelne Stange davon – anfing von innen her zu leuchten. Erst ein wenig verhalten, dann jedoch wurde es immer strahlender. Das hätte ich nicht vermutet. Der Lauch zeigte seine innere Schönheit. Eine starke und zugleich unglaublich zarte Kraft. Das hätte ich nie vermutet. Ich hörte wie er sagte: „Ist gut für Deine Erleuchtung.“ Das hörte ich immer wieder und sah dabei das innere Strahlen des Lauchs. Sabine

 

Es beginnt mit einem Klettern auf eine überdimensioniert große Lauchstange. Sie schwankt, aber bricht nicht unter meiner Last. Als ich hoch oben angekommen bin und rundherum schaue, blicke ich über ausgedehnte Wälder.

Ich sehe, wie sich Lauchblätter langsam und unentwegt herunterschälen, ohne dass die Lauchstange deshalb erkennbar dünner würde. Jedes Blatt legt sich dabei geschmeidig „wie ein Kragen um einen zarten weißen Hals“. Ich verstehe, dass der weiße Teil der Lauchblätter die Qualität von antiseptischem Verbandmaterial  hat und dieses seidig-elastisch-weiche Gewebe erstaunliche Steife bekommt, wenn es sich in vielen Lagen um das „Lauchwesen“ wickelt.

Resümee: Lauch kümmert sich um alle Verletzungen – körperlich wie seelisch – und hilft in schwierigen Situationen, standhaft zu bleiben und nicht einzuknicken. Gut für diese Zeit. Jutta

 

4 Gedanken zu “Lauchgeflüster – wer hätte das gedacht?

  1. Die Geschichte von Ficus und Hoja hat mich sehr berührt. Seit ich weiß, dass Pflanzen nicht gerne alleine stehen achte ich in meiner Wohnung auch auf eine Kombi. Übrigens gefällt mir der Schreibstil, ist leicht zu lesen und macht mich neugierig auf die nächsten Sätze.

    Die Fotos gefallen mir außerordentlich gut. Ich finde sie natürlich und gleichzeitig sehr ästhetisch.

    1. Liebe Annette,
      freut mich sehr, dass Dir der Beitrag gefallen hat. Und auch die Fotos. Das beflügelt weiter zu machen. Vielen Dank!
      Herzliche Grüße
      Sabine

  2. Die Ficus/Hoja-Geschichte ist ja schlicht WUNDERBAR! Das bringt mich auf die Idee, meine wundersame Erfahrung mit „Kumquat & Bergkristall“ beizusteuern:
    So um die Jahrtausendwende erstand ich ein sehr hübsches Kumquat-Bäumchen, das mich mit seinen dunkelgrünen Blättern, weißen Blüten und gleichzeitig orange-farbenen (eßbaren) Früchten erfreute. Meine Pflegemaßnahmen kamen aber wohl schlecht an, denn es dauerte nicht lange, da fielen die Blüten ab, statt sich zu Früchten zu entwickeln, – die Früchte hatte ich schon geerntet und gegessen – und dann fielen nach und nach auch noch alle Blätter ab… Ich hoffte inständig, daß frische Blätter sprießen würden, aber nichts dergleichen passierte. Das kahle Bäumchen landete in einem Abstellraum, wurde nicht mehr gegossen und irgendwann einfach „vergessen“… So verging die Zeit… und wohl so 1 Jahr später entdeckte ich das tote Bäumchen wieder, hatte nicht das Herz, es wegzuschmeißen, – sondern fand es irgendwie „bizarr-dekorativ“ mit seinem filigranen, kahlen Geäst… Also stellte ich den Topf in mein Schlafzimmer… und lehnte einen großen Bergkristall an seinen
    Stamm, – einfach so „als Deko“… Wochen später fiel mir plötzlich auf, daß das Stämmchen an 4 Stellen ansetzte, neue Zweige auszutreiben! Da begann ich natürlich schleunigst, das Bäumchen wieder regelmäßig zu gießen! Die Zweige wuchsen kräftig heran und entwickelten viele gesunde Blätter… In all den Jahren seither hat das Kumquatbäumchen allerdings noch keine Blüten hervorgebracht.

    1. Liebe Jutta,
      vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich denke wirklich, dass die Welt rund um uns herum belebt ist und alles auf seine ureigene Art miteinander kommuniziert.
      Herzliche Grüße
      Sabine

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