Ganz überraschend, die Tomate

Tomaten haben gerade Hochsaison. Ihre Vielfalt an Farben, Formen und Geschmacksrichtungen ist unglaublich. Es gibt gelbe, rote, grüne, violette Tomaten, runde, eierförmige, kleine und große. Angeblich des Deutschen liebstes Gemüse. Kann schon sein, wenn man bedenkt, dass sie heute ganzjährig zur Verfügung steht. Aber so gut wie jetzt, frisch geerntet, am besten noch selbst gezogen, so gut schmeckt sie das ganze Jahr über nicht. Es ist fast, als ob sich jeder einzelne Sonnenstrahl in einen satten Tomatengeschmack umgewandelt hat.

Bin ich ein Tomatenfan? Ich kann es eigentlich gar nicht so genau sagen. Ich esse relativ oft Tomaten, roh im Salat, aber meist kurz angebraten oder zu Soßen verarbeitet. Früher mochte ich sie – wie so vieles – nicht so sehr. Wie gesagt, so genau weiß ich es gar nicht. Aber sie hat was. Sie ist einfach schön! Form, Farbe, einzeln oder an der Rispe. Ich kann nicht wirklich an ihr vorbei.

Und da sie gerade Hochsaison hat, ein Sommer ohne frische Tomaten eigentlich nicht denkbar ist, haben wir sie in der Meditation besucht:

 

Rechts von mir war was. Um dieses Etwas herum, irgendwie verrückt, schauten mich von vorne zwei Augen an.  Wie Teleskope, weiß und rund, die Augen selbst schwarz, roboterhaft.

 

Neben mir tauchte der schwarze Raben-Kranich auf. Mehr Rabe als Kranich. Auf dem Kopf trug er einen roten Turban, der wie eine Tomate geformt war. Er stand rechts neben mir, hatte seinen linken Flügel um meine Schultern gelegt und redetet unaufhörlich auf mich ein. Dabei gestikulierte er wichtig dozierend mit dem rechten Flügel bzw. unterstützte und unterstrich mit den Gesten jedes seiner Worte und Ausführungen. Ich „sah“ uns beide von hinten wie wir in einem Park einen Weg entlanggingen, er unaufhörlich auf mich einredend. „Ich verstehe kein Wort!“ sagte ich zu ihm. Und er: „Das macht nichts. Hör einfach zu und lausche.“

 

Ich lehnte mich innerlich zurück und „ergab“ mich dem Dozenten und seinem Redestrom. Bald darauf spürte ich wie wir gemeinsam in die Erde sanken wie durch einen Baumstammfahrstuhl oder Wurzelfahrstuhl. Jedenfalls ging es weit nach unten und tief hinab in die Erde. An den Endpunkten der Wurzeln sah ich kleine dunkelrote bis rotbraune Verdickungen, die an kleine Tomaten erinnerten. Als ich nach oben sah, bemerkte ich über uns und außerhalb der Erde die Wesenheit der Tomate – weit über uns thronend. Sie war rauchig hell, hellgoldenes Licht oben, das nach unten in die Erde hinein immer roter, immer dunkler wurde.  

 

Ochsenherztomaten fotografiert von W. Wagner

 

Sie pustete sattes, pralles Sonnenlicht in die Erde hinein – und damit auch in mich, die ich mich gerade in der Erde befand. Das Sonnenlicht und dessen Energie liefen durch mich hindurch. Mir wurde dabei sehr, sehr heiß. Schweißperlen sammelten sich auf meiner Stirn. Jedes mal, wenn ich in diese Wesenheit hineinspürte, wurde mir wieder heiß. Ich spürte die starke Energie des Sonnenlichts. Dann verband sich das Licht mit mir. Verband sich mit meinem Herzen. Mein Herz sah aus wie eine Ochsenherz-Tomate. Ich WAR dieses Herz. Mein Herz war der Energieumschlagplatz der Wesenheit der Tomate. Sabine

Fruchtig-scharfe Tomatensoße

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