Wirsing-Pudding – Karotten, Pilze, Kräuter – im Frühling

Vergangenen Samstag bin ich in Salzburg gewesen – zu einem Aikido-Lehrgang mit Watanabe Sensei. War ganz wunderbar. Die Matte war voll. Es haben sich dort sicher mehr als 50 Teilnehmer eingefunden, nicht nur aus Deutschland und Österreich. Auch aus Russland und Griechenland waren Aikidoka angereist. Die Stimmung war warm und angenehm. Manchmal gibt es solche Treffen, die einfach rundum gelungen sind. Wie auch zum Beispiel der Lehrgang im Januar. Ich habe auch darüber in diesem Blog berichtet.

Dan-Urkunden wurden verliehen, Prüfungen hat es gegeben, die ganz wunderbar waren. Einfach weil keine Techniken und Formen geprüft wurden, sondern man lediglich das schönste Aikido sehen wollte, dass jemand gerade jetzt in diesem Moment zu bieten hatte. Es war aufbauend, erhebend und ohne Druck. Außer vielleicht dem, den die Graduierenden (Wie soll ich sie nennen? Prüflinge waren es ja nicht, denn das Ergebnis stand ja schon fest.) sich selbst gemacht haben. Wer turnt schon gerne vor 50 Zuschauern? Aber es war gut!

Und natürlich haben die Salzburger Gastgeber auch alles dafür getan, damit dies möglich war und sich alle Beteiligten wohl fühlen konnten. Großen Dank dafür.

Ich selbst bin ja – wie auch schon mehrfach hier an dieser Stelle geschrieben – fünf Jahre abstinent gewesen. Ich finde es wunderbar, wieder dabei zu sein. Vor dem Wochenende habe ich einmal nachgerechnet und tatsächlich, ich praktiziere Aikido seit 32 Jahren! Die fünf Jahre zähle ich mit, denn auch in denen habe ich gelernt. Ich habe den Eindruck, in diesen fünf Jahren haben sich Dinge in mir verdichtet und sind entsprechend gereift. Ein kleines Wunder ist dabei für mich, dass ich mich auch körperlich erstaunlich leistungsbereit fühle. Wer hätte das gedacht?

Der einzige Wermutstropfen lag in der Rückreise, da mir ein Anschlusszug davon gefahren ist. – Da haben nur ca. 3 – 5 Sekunden gefehlt. – Und das bedeutete für mich eine Stunde Aufenthalt nachts auf dem Bahnsteig. Ich weiß wirklich Schöneres. Entsprechend müde bin ich schließlich zu Hause angekommen und war bereit – trotz der späten Stunde oder vielleicht gerade deshalb – für Seelenfutter. (Somit haben wir die Überleitung zum Wirsing-Pudding auch geschafft.)

Meinen letzten Eintrag habe ich mit „Überhaupt – Pudding – den gibt´s nicht nur süß!“ geendet. Das war wohl eine unbewusste Vorschau.

Pudding, den gibt’s auch herzhaft. Und nicht nur in England. Yorshire-Pudding zum Beispiel ist so eine herzhafte Variante, die aus Mehl, Eiern, Milch, Butter oder Schmalz besteht – und Salz natürlich. Hab ich selbst noch nicht ausprobiert, steht jedoch auf meiner Küchen-ToDo-Liste, besonders da ich zurzeit immer wieder über interessante englische bzw. britische Rezepte stolpere. In mir reift da gerade eine Idee – aber dazu ein andermal mehr …

Jedenfalls habe ich ein wenig recherchiert – vor allem in alten Familienrezepten – und bin tatsächlich fündig geworden. Online-Recherchen und eigene Ideen haben dem Ganzen einen modernen Anstrich gegeben. Und somit ist der Wirsing-Pudding entstanden. Eine Portion davon wartete auf mich am Samstag zum Glück noch im Kühlschrank. Das war genau das Richtige nach dem unfreiwilligen nächtlichen Aufenthalt am Bahnsteig.

Wirsing-Pudding mit Karotten und Pilzen aus Gugelhupf und Weckglas

Eigentlich ist dieser Pudding kein wirkliches Frühlingsgericht. Zumindest kommt er mir  nicht so vor. Aber was soll´s? In der vergangenen Woche hat es hier bei uns noch einmal kräftig geschneit. Jawoll, richtig geschneit. Nichts wirklich Ernsthaftes. Aber nass und vor allem viel. Und insofern passt dieses Rezept durchaus zu diesem Frühling.


Wirsing-Pudding mit Karotten, Pilzen und Kräutern
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Vorbereitungszeit 20 Minuten
Gesamt 1 Stunde 20 Minuten
Portionen 3

Zutaten

  • 1 kleiner Wirsing
  • 100 g Karotten
  • 6 - 8 mittelgroße Kartoffeln
  • 300 g Rinderhackfleisch
  • 1 Ei
  • 70 g Semmelbrösel
  • 1 altbackene Semmel
  • 150 g Pilze (Champignons, Kräuterseitlinge)
  • 1-2 Schalotten
  • 1 EL Butter
  • 1/2 Bund frische Kräuter, z. B. Petersilie, Majoran, Schnittlauch
  • Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Außerdem

  • Pudding- oder Gugelhupf-Form, alternativ: Weckgläser (250 ml)

Und so geht's

Vorbereitende Arbeiten

  1. die äußeren großen Wirsingblätter waschen, den mittleren unteren dicken Strunk herausschneiden ♦ Wirsingblätter kurz blanchieren, aus dem heißen Wasser nehmen und zur Seite stellen ♦ das Wasser nicht weggießen, denn es kann sowohl zum Kochen des übrigen Wirsings verwendet werden, aber auch für eine Soße, wenn man möchte

  2. Schalotten in feine Würfel schneiden, Karotten schälen und ebenfalls fein reiben, Pilze putzen und in dünne Scheiben schneiden ♦ etwas Butter in eine Pfanne geben und zerlassen ♦ Schalotten, Karotten und Pilze hineingeben und kurz anschwitzen lassen ♦ mit Pfeffer, Salz und etwas frisch geriebener Muskatnuss abschmecken ♦ Pfanne vom Herd nehmen und etwas abkühlen lassen

  3. 1/2 Bund Kräuter verlesen, waschen und (grob)  hacken ♦ Semmel reiben oder in gröbere Stücke schneiden, ggf. in Wasser kurz einweichen ♦ Kartoffeln schälen, in einen Topf mit Salzwasser geben und weich kochen lassen

  4. Puddingform(en) gut ausbuttern (auch den Deckel) und mit Semmelbröseln einstreuen ♦ einen großen Topf mit Wasser zum Kochen bringen

  5. Hackfleisch mit dem Ei, 2/3 der Kräuter, der Pilz-Karotten-Schalotten-Mischung, der Semmel gut verkneten ♦ kräftig mit Salz, Pfeffer und ggf. mit frisch geriebener Muskatnuss würzen 

  6. Pudding-Form gut und bis oben hin mit den Wirsingblättern auskleiden ♦ Mischung auf den Wirsing in die Puddingform geben ♦ überstehende Wirsingblätter über die Mischung legen ♦ Form gut verschließen und in das Wasserbad stellen ♦ ca. 60 - 70 min leicht simmernd kochen lassen

  7. Puddingform aus dem Wasserbad nehmen, 10 bis 15 Minuten ruhen lassen, dann den Inhalt auf einen Teller stürzen

  8. Inzwischen aus dem Wirsingkochwasser und ggf. aus dem Wasser, das in der Form zusammengelaufen ist, eine Soße zaubern mit etwas kalter Mehlbutter und Sahne zum Andicken ♦ durchaus kräftig mit Pfeffer und Salz würzen und abschmecken

  9. Pudding in Scheiben schneiden, mit Salzkartoffeln, etwas Soße und frischen Kräutern anrichten ♦ Fertig!

Rezepthinweise

Wer keine Puddingform hat, kann auch Weckgläser nehmen. Für oben genanntes Rezept kann man durchaus auch 5 - 7 Weckgläser (Sturzgläser 250 ml) verwenden oder entsprechend größere. Auch die Weckgläser werden gut eingefettet, mit Semmelbröseln ausgestreut und nach der Befüllung fest mit Gummiring verschlossen. Was dann später nicht gegessen wird, kann man getrost im Kühlschrank einige Zeit aufbewahren.

Da ich selbst auch keine Puddingform habe, habe ich eine kleine Gugelhupf-Form verwendet mit ca. 1,5 l Fassungsvermögen. Allerdings habe ich die nicht bis oben hin gefüllt. Statt dessen habe ich zwei weitere Weckgläser verwendet.  Die Gugelhupfform habe ich übrigens mit Backpapier und Küchengarn verschlossen. Geht hervorragend.

Da ich noch ca. 1/3 Wirsing übrig hatte, habe ich den in Streifen geschnitten, im Wirsingwasser gekocht und später als Gemüse dazu gegessen. Da dieses Wasser schon mit Wirsingaroma angereichert ist, intensiviert sich der Geschmack. Finde ich persönlich nicht schlecht.

Wer für die Füllung keine Semmel verwenden möchte, kann statt dessen auch Parmesankäse nehmen. Ich ziehe diese Variante eigentlich vor, da dadurch die Hackfleischmasse etwas würziger wird. Die Masse wird dann allerdings etwas fester, was nicht jedermanns Sache ist. Ich find´s nicht schlecht.

Wer es fleischlos mag, kann das Hackfleisch auch weg lassen und statt dessen mehr Pilze und Karotten nehmen. Ggf. eine Ei-Sahne-Kräuter-Soße darüber geben.

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