Das gibt’s ja nicht! Mädesüß!

Ende der ersten Urlaubswoche und Anfang einer schönen Radtour. Ich war in wichtiger Mission unterwegs auf der Suche nach Vogel- und Weißdornbeeren. Vor allem aber wollte ich die Gegend rund um den Kirchsee erkunden.

Ein traumhafter Spätsommertag. Heiß, aber nicht zu heiß. Morgens lag noch Tau und Feuchtigkeit in der Luft, sogar ein wenig Nebel, aber das hat sich alles schnell wieder verzogen. Jedenfalls war ich mit dem Rad unterwegs, war mit Fotoapparat, zwei Papiertüten, Messer und Wasser ausgerüstet, – was man halt so braucht.

Die ersten Vogel- bzw. Ebereschenbeeren waren bald gefunden, auch ein paar Fotos gemacht, bevor ich ein paar Dolden eingesammelt habe. Natürlich habe ich den Baum nicht geplündert, aber das wäre auch kaum möglich gewesen, denn die meisten Dolden hingen sehr hoch und vollkommen außerhalb meiner Reichweite.

Also machte ich mich ein wenig zielgerichteter auf den Weg zum Kirchsee, fuhr durch Kleinhartpennig über Asberg zum Kirchsee. Auf der Höhe von Asberg habe ich kurz Pause gemacht, zum einen um den Ausblick zu genießen, zum anderen aber auch, um einen Weißdornbusch genauer in Augenschein zu nehmen. Aber die Beeren waren noch nicht soweit. Die konnten noch ein paar Sonnentage vertragen. Also fuhr ich weiter und was sah ich da?

Vor mir am Wegrand und oben auf dem Hügel: Mädesüß. Und das Mitten im September. Von Wasser weit und breit keine Spur.

Wie Mädesüß und ich miteinander bekannt wurden

Als ich vor einiger Zeit – Sommeranfang war´s – auf der Suche nach den letzte Holunderblüten war, waren die Wald- und Wiesenwege, an denen ich vorbei kam, rechts und links von Mädesüß gesäumt. Nur wusste ich da noch nicht, dass das eben dieses Gewächs war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das noch nie bewusst wahrgenommen, habe es sogar für einen „Einwanderer“ wie das Springkraut gehalten …

Aber gefallen hat es mir. Diese vielen weißbeigefarbenen filigranen Blüten, die fast ein wenig wie Straußenfedern anmuten. An jenem Tag hatte ich keinen Fotoapparat dabei, jedoch wollte ich das Fotografieren schnellstens nachholen. Unnötig zu sagen, dass ich ab dem Zeitpunkt diese Pflanzen immer und überall gesehen habe.

Mittlerweile kenne ich den Namen, weiß auch dass es ein einheimisches Gewächs ist, dass es fast in ganz Europa vorkommt, zu den Rosengewächsen zählt,  nährstoffreiche Feucht- und Nasswiesen liebt, Mai bis August blüht und Salicylaldehyd, einen entzündungshemmenden Wirkstoff enthält. Soweit, so gut.

Ein paar Tage später habe ich mich abends mit dem Fotoapparat aufgemacht, um endlich ein paar Fotos zu machen und was soll ich sagen? Es war weg! Nix! Nada! Futsch! Kein Mädesüß weit und breit! Nirgends. Das glaubt mir kein Mensch, aber es war so. Überall wo es noch vor ein paar Tagen üppig geblüht hatte, war nix mehr! Unnötig zu sagen, dass ich ziemlich enttäuscht war.

Erst auf dem Nachhauseweg habe ich am Bahndamm des Warngauer Bahnhofs zwei einsame Blüten gesehen, die sich frech im Wind wiegten. Aber vielleicht wollten sie mir auch nur sagen: Hier sind wir! Es lies sich noch von mir fotografieren, zierte sich dabei jedoch ein wenig, denn es nutzte den leichten Wind, um immer wieder aus dem Sichtfeld der Linse zu verschwinden. Aber schließlich hat es geklappt. Und dann,  kurze Zeit später am Sufferloher Weiher, keine drei Minuten von zuhause entfernt,  fand ich eine ganze Wiese von Mädesüß. Ja, hält mich das denn zum Narren?

Ich habe beschlossen, noch ein wenig zu recherchieren und in unserer Meditationsrunde vorzuschlagen, ob wir nicht mit der Wesenheit des Mädesüß Kontakt aufnehmen sollten. Und ganz praktisch wollte ich gerne ein Rezept ausprobieren, in dem es um das Aromatisieren von Apfelgelee ging. Aber dazu kam es nicht mehr. Als ich ein paar Tage später ein paar Dolden sammeln wollte, ihr werdet es erraten, war´s weg.

Heute, fast zwei Monate später finde ich also mitten im September und mitten in einem Naturschutzgebiet am Kirchsee wieder eine ganze Wiese voller Mädesüß, allerdings gemäht. Auch der Wegrand war mit Mädesüß gespickt, zwar verblüht, aber massig vorhanden. Am Rand der gemähten Wiese habe ich noch ein paar einzelne Dolden gesehen.

Vielleicht war es ja doch noch nicht Sense mit meinem Gelee?

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Mädesüß mit Biene

Doch als ich den Fotoapparat auspackte und sah, dass sich eine Biene eifrig die Pollentaschen auf einer Dolde vollstopfte, habe ich davon abgesehen, es zu pflücken. Unsere Bienen haben so wenig gesunde und ungespritzte Nahrung zur Verfügung.

Somit entfällt für dieses Jahr der mit Mädesüß aromatisierte Apfelgelee. Aber wenigstens die Meditationsberichte möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Die Reise zum Mädesüß führte mich direkt in eine nicht genauer bestimmbare, auf jeden Fall aber uralte Zeit, – in die MÄRCHENZEIT.

Ich schaute in ein altertümliches Küchengewölbe einer Burg oder eines Schlosses – mit Holzfeuerherd, Gerätschaften, großen Kupferkesseln. Dort wurde irgendetwas geknetet und gewalzt von dicken Köchinnen. Es riecht „süß“ und ich entnehme dem Ganzen, dass Mädesüß als Gewürz für einen Kuchen oder ein Gebäck verarbeitet wird.

Ein mädchenhaftes Wesen, schlank und hochgewachsen, kommt in schwungvollem Bogen herein. Sie läuft nie auf gerader Linie, sondern immer auf einer Bogenlinie und „sieht nach dem Rechten“. Sie trägt ein schlichtes, langes, grünes Gewand und einen sehr hohen, grünen Spitzhut mit Schleier an der Spitze. Jutta

Kleines Wesen, sieht aus wie eine Libelle, die im weißen Hochzeitskleid im orangefarbenen Lichtschein flattert. Aber es ist keine Libelle, eher ein Geistchen (Falter/Schmetterling) ein Nachtfalter mit weißem Flaum. Der Name Geistchen trifft es sehr gut. Der Name ist stimmig. Aber es ist nicht das Insekt an sich damit gemeint, sondern das geistige Prinzip an sich. Es regt den Geist an für die schönen Dinge im Leben.

Die Idee oder der Impuls kommt noch einmal, aber nicht mehr ganz so intensiv. Aber da ist noch eine andere Ebene, wo das Geistanregende zur Wirkung kommt.

Dann habe ich eine Mineralkugel gesehen, poliert und durchwachsen. Die Farbtöne lagen in Schichten übereinander. Der Hintergrund ist dunkel, trotzdem ist alles gut zu erkennen. Der Hintergrund hat wenig Struktur. Deswegen hat das so eine mystische Komponente. Klaus

Gleich zu Anfang ein ganz starker und süßlicher Geruch. Sehr flüchtig. Als ich ihn bemerkte, war er auch schon wieder weg. Dann sah ich gegenüber des Sufferloher Weihers eine Gestalt. Anfangs wirkte sie gelblich und flauschig weich wie ein Küken. Dann aber wuchs sich zu einer großen nebligen Wesenheit , die ihre fedrig-nebligen Arme umarmend ausstreckte. Weit, weit die Welt umfassend. Ich wollte sehen, ob es zu einer ähnlich starken Anbindung nach oben und unten kommen würde wie in der Meditation zuvor. Aber bei dem Versuch setzte sofort ein Druck auf den Kopf ein, so als ob ich irgendwo anstoßen würde. Wenn ich dem Druck nachgab und der Richtung des Drucks folgte, spürte ich in mir eine unendliche Herzensweite. Die ganze Welt umarmen! Sabine

Ein Gedanke zu “Das gibt’s ja nicht! Mädesüß!

  1. Was für eine schöne Geschichte, du weißt wirklich mit deinen Erzählungen Stimmung zu erzeugen.
    Ich finde es schön, wie du Naturerlebnisse und Naturempfinden mit Kochen und Genießen verbindest.

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