Mirabellenlikör

Im Frühling habe ich ja Fotos des Mirabellenbaums gepostet, der hinter dem Haus auf dem Hof steht. Ein uralter Baum, der dem Hof Charakter verleiht mit seiner Würde und seinem ungebrochenen Vermögen, Mirabellen in Hülle und Fülle wachsen zu lassen. Auf den Fotos konnte man Bienen und Hummeln eifrig bei der Arbeit sehen. Ich hatte damals ebenfalls sinniert, ob es nicht wieder einmal Zeit wäre für einen Mirabellenlikör. Dafür mussten allerdings die Bienen fleißig und das Wetter gut sein. Bienen und Hummeln waren fleißig. Das Wetter wurde allerdings schlagartig kalt und so stand es ein wenig in den Sternen, ob der Baum in diesem Jahr überhaupt Früchte tragen würde.

Die erste reife und orangerote Mirabelle

Hat er aber doch. Und das nicht zu knapp. Allerdings nicht in Reichweite für normal groß gewachsene Menschen wie mich. Aber als dann die Reife der Mirabellen nicht mehr zu übersehen war, wurde der Nachbar vom Bauern mit dem Frontlader in die Höhe gehieft – schade, dass ich davon kein Foto habe – und die Mirabellen geerntet. Nach und nach fanden sich viele Hofbewohner – zweibeinige, aber vor allem vierbeinige – ein, um dem Treiben zuzusehen. Fünf Katzen lagen im lockeren Halbkreis und sicheren Abstand um den Baum herum und schauten aufmerksam und äußerst interessiert zu, was denn da nun wieder in der Menschenwelt Seltsames veranstaltet wurde. So was wie Fußball für Katzen wahrscheinlich – nur dass sie nicht johlten und gröhlten.

Es hat übrigens nicht lange gedauert, da waren die Eimer mit Mirabellen gefüllt. Der Baum war längst nicht abgeerntet, aber die Schaufel des Frontladers reichte nicht höher. Mir war es recht, so blieb Einiges für die Vögel übrig. Außerdem trägt der Baum immer so üppig, dass man das Gefühl hat, man könne das ganze Dorf mit Mirabellen versorgen. Wer übrigens mit dem Begriff Fülle Schwierigkeiten hat, nicht genau weiß, was das eigentlich bedeutet, dem empfehle ich durchaus einmal einen Mirabellenbaum kurz vor der Ernte anzuschauen. Das ist Fülle pur.

Mirabellen in Hülle und Fülle: eine Woche vor der Ernte

Und so hatte ich eben genug für den geplanten Likör, aber auch für Gelee und Saft. Außerdem waren noch jede Menge übrig zum Aufpeppen meiner Sommerbeerenkonfitüre. Die erste Geschmacksprobe der Früchte zeigte in diesem Jahre Süße, gepaart mit einer leichten herb-säuerlichen Note. Auch das ist in jedem Jahr ein klein wenig anders, je nach Witterung und Sonnenschein.

Aber jetzt endlich zum legendären Mirabellenlikör. 2006 habe ihn den zu ersten Mal angesetzt. Seit dem ist das zur Tradition geworden, mit der ich  vergangenes Jahr zum ersten Mal gebrochen habe. Ich hatte ihn ein wenig über. Jetzt freue ich mich wieder darauf. Feines Stöffchen. Der Likör ist schnell und unaufwendig hergestellt, braucht aber für die Reife seine Zeit. Ca. zwei Monate im Ansatz und noch mal mindestens einen Monat in der Flasche. Halten tut er sich nicht so lang. Jedenfalls nicht bei mir.

Mirabellenlikör

Zutaten und was man sonst noch so braucht
1 Weckglas (2,5 l tulpenform) oder ähnliches

  • 1 kg Mirabellen
  • 250 g dunklen Krümelkandis
  • 1,5 l Obstler

Und so geht´s
Mirabellen waschen und verlesen; für den Likör nur reife und einwandfreie Früchte nehmen

Mirabellen mit einem scharfen Messer anschneiden und in ein großes Weckglas geben; Krümelkandis drüber geben und alles mit Obstler auffüllen, dabei darauf achten, dass alle Früchte bedeckt sind

Glas ein wenig schütteln, damit ggf. eingeschlossene Luftbläschen aufsteigen können, dann fest verschließen und mindestens für zwei Monate an einem dunklen, kühlen Ort durchziehen lassen; hin und wieder noch einmal etwas schütteln, damit sich der Zucker besser verteilt und auflösen kann.

Nach zwei Monaten den Likör durch einen Kaffeefilter oder ein ganz feines Sieb geben und in Flaschen abfüllen. Den Likör noch einmal ein bis zwei Monate Kühl und dunkel stellen – je nach dem wie lange ihr es aushaltet.

Nützliches
Die Zutatenangaben können natürlich variiert werden. Wer mag, nimmt mehr Zucker. Oder mehr Mirabellen. Oder mehr Obstler.

Statt Obstler kann auch Korn oder Gin verwendet werden. Ich habe beides ausprobiert. Korn ist mein Geschmack nicht, Gin durchaus eine Alternative.

Und wenn er fertig ist?
Ja, dann kann man ihn pur genießen. Oder mit Sekt aufgegossen – mit  oder ohne Mirabelle.

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