Die Raunächte – die Zeit zwischen den Jahren – sind mit dem 5. Januar zu Ende gegangen. Mit dem 6. Januar, Heilige Drei Könige, hier in Bayern ein Feiertag, sind wir endgültig im neuen Jahr angekommen. Die Schwebezeit ist zu Ende. Wir sind gelandet. Ein letztes Nachwehen der Zeit heute mit den Sternsingern, die ganz überraschend am späten Vormittag vor der Tür standen, gesungen und das Haus gesegnet haben.
Die Weihnachtszeit ist endgültig vorbei. Die Weihnachtsdekoration verstaut, nur Zapfen und Naturelemente sind noch da. Das passt zu Januar und Winter, der nun doch noch Einzug gehalten hat: mit Schnee, Sturm und Kälte. Aber auch mit Sonnenschein und klarer Winterlandschaft. Schön und heimelig anzusehen.
Kommende Woche geht der „Ernst des Lebens“ wieder los. Ich sehe das ein wenig mit Wehmut, denn es ist schön, diese Zeit der Einkehr zu haben. Ich sehe es aber auch mit Freude (und ein wenig Ungeduld), denn Neues wartet darauf, entdeckt zu werden. Ich hoffe, meine Weichen sind klug gestellt.
Das Ende der Schwebezeit haben wir mit einer Meditation gefeiert, in der auch die Wesenheit der Orange zu Wort gekommen ist. Gerade jetzt, wo die Tage noch so kurz sind, bringt sie mit ihrem kräftigen Orange Farbe und Sonne in die sonst eher graue Welt. Das ist schön.
Orangen haben jetzt gerade Hochsaison. Zwar sind sie keine bei uns heimischen Gewächse, haben sich aber doch einen festen Platz in unserer Welt erobert. Süße Orangen – so habe ich gelesen – sind in Europa seit dem 15. Jahrhundert bekannt, Bitterorangen wahrscheinlich schon seit dem 11. Jahrhundert. Wie auch immer: jetzt gerade haben sie Hochsaison und sind besonders gut.
Es ist Januar. Mein ganz persönlicher Orangenkonsum steigt wie immer dramatisch – und hört meist genauso schlagartig irgendwann im Februar wieder auf. Seit ein paar Jahren koche ich im Januar Orangengelee ein und da es wieder soweit ist, habe ich mir gedacht, es wäre doch wirklich schön zu erfahren, was die Orangen selbst zu sagen haben.
Entsprechend kommen sie hier zu Wort:
Gleich zu Anfang war da ein Bild wie heller Sprühnebel, der sich fein und filigran im dunklen Raum verteilt hat. Das war nicht nur sichtbar. Da war auch ein feiner starker Duft, der sich ausbreitete.
Dann wandelte sich das Bild. Ich sah, wie die Orange sich teilte. Sie leuchtete intensiv von innen heraus, strahlte wie ein Feuer. Vor der Oberfläche her stiegen feine Tröpfchen pausenlos in die Höhe. Schön anzusehen, wie ein Springbrunnen. Es entstand so etwas wie ein natürlicher Schutzschild durch das Freisetzen der inneren Kraft der Orange. Wunderbare Wirkung.
Sie zeigte ein weißes, grelles Licht, vermittelte Zufriedenheit, Frieden, Geborgenheit, Friedlichkeit. Wunderbare Ausstrahlung. Klaus
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Da ich aus Witterungsgründen nicht in Sufferloh bei der Meditation dabei sein kann, „beame“ ich mich an den Meditationsort und sehe Sabine und Klaus mit erhobenen Zeigefingern jeweils eine Orange balancieren. Die Orangen drehen sich dabei wie Kreisel.
Ich lasse mich von so einem Kreisel mit drehen und merke als Erstes, dass mir das Wasser im Munde zusammenläuft. Dieses Phänomen setzt sich durch die ganze Meditation fort.
Wirbelnde Bilder wie bei „geschüttelten Schneekugeln“, Luftblasen. Die Orangenschale springt sternförmig auf, die Spalten teilen sich, alles bewegt sich so sanft und elastisch wie die Tentakel von Seeanemonen unter Wasser. Duft und Geschmack der Orange nehme ich deutlich wahr und sehe sie wie „schwebende Schleier“, die sich ganz selbstvergessen und in Zeitlupe wie eine Tänzerin bewegen, verbunden mit Perlen vom frühen Morgentau kurz vor Sonnenaufgang. Die Verkörperung von Ästhetik und „frischer Sauberkeit“. Jutta
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Ich sah eine Orange wie eine übergroße Sonne am Himmel schweben. Gleichzeitig zeigte sich im Vordergrund links eine Art Hexe wie in einem schwarzen Scherenschnitt. Frech und halloweenhaft. Dann sah ich zwei Orangen in überdrehter Attitude durch das Bild rollen, sehr mit sich beschäftigt, aufgeregt und überdreht.
Über allem thronte rauchig-orange-zart die Wesenheit der Orange. Als ich sie bemerkte, wurde mir auf einen Schlag heiß. So heiß, dass ich sofort die Ärmel meiner Jacke hoch schob. Es war als ob ich draußen irgendwo im hellen Sonnenschein, in warmer, heißer Umgebung stünde. Ich fühlte mich aufgeheizt, aufgewärmt. Sehr deutlich!
Dann sah ich meinen Raben-Kranich in der Sonne auf dem Boden hocken, den Kopf bzw. seine Kehle auf eine Orange gestützt und träge auf ihr hin und her rollend. Er ruhte sich aus, wirkte dennoch hellwach.
Ich weiß nicht, warum aber da war immer ein Halloween-Bezug. Schabernak, eine Hexe, die nicht nur Gutes wünschte, etwas überdreht Kokettes, etwas entspannt Wachmachendes. Vorherrschend war jedoch das Gefühl der Sonnenhitze. Sabine