Ostern ist vorüber. Mit etwas Sonne, etwas mehr Regen und zuletzt auch noch mit Schnee. Typisch April möchte man meinen. Denn das Wetter ändert sich im Viertelstundenrhythmus. Vor ein paar Wochen hatte ich bereits gesagt, dass Ostern dieses Jahr ein wenig anders zu sein scheint. Oder besser ausgedrückt, es scheint etwas mehr Aufmerksamkeit von mir zu fordern.
In den letzten Jahren war dem nicht so. Da bedeutete Ostern vor allem für mich ein paar „freie Tage“. Keine Arbeit, kein Coaching, keine Fahrt nach München. Doch dieses Jahr ist das anders. Ich habe viel über Ostern nachgedacht, überlegt, wo es her kommt, was der Charakter des Fests ist, ganz unabhängig von unserer kirchlichen Tradition. Habe dazu ein wenig gelesen, mich mit Freunden ausgetauscht. Einiges war mir neu, anderes nicht.
Neu war mir zum Beispiel, dass Ostern immer am Wochenende nach dem ersten Frühlingsvollmond stattfindet. Bekannt waren mir Äußerungen wie „Ostern ist dieses Jahr früh“ oder „Ostern ist heuer spät“. Hinterfragt habe ich das nie, einfach so hingenommen. Zurückgehen soll dies darauf, dass Jesu Tod und Auferstehung in die Pessach-Woche fiel, einem beweglichen jüdischen Fest, wodurch dieses bewegliche Fest somit heute auch das Osterdatum bestimmt.
Heute erstrecken sich die Ostergottesdienste von der Feier des letzten Abendmahls am Gründonnerstagabend, über Karfreitag (Tag der Kreuzigung), Karsamstag (Tag der Grabesruhe des Herrn) bis hin zum Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung. Und dann beginnt die österliche Freudenzeit, die Osterzeit, die 50 Tage bis Pfingsten dauert.
Um das Fest ranken sich viele historische Bräuche und (kirchliche) Veränderungen, die in Literatur und Internet nachgelesen werden können. Wie gesagt, mir hat es bislang nicht allzu viel bedeutet, außer eben, dass ich in einem christlich geprägten Land aufgewachsen bin und lebe und somit mit den christlichen Traditionen vertraut bin.
Doch in diesem Jahr habe ich das Bedürfnis, ein wenig tiefer zu gehen. So habe ich mit Interesse ein paar Dokumentationen über Jesus Christus, sein Leben und sein Wirken, seine historische Gestalt gesehen, seine Lehre. Habe hineingespürt, was dran sein könnte.
Es gipfelte für mich in dem Satz: „Alle Menschen sind gleich!“ Ja, das ist so! Das war meine spontane innere Reaktion darauf. Meine Tiefenreaktion. Die ich nicht unbedingt logisch erklären kann – oder will. Aber ich spüre darin eine tiefe Wahrheit und ich möchte den Zauber dieses Satzes nicht stören.
Interessanterweise fiel auch unser letzter Meditationstermin auf Gründonnerstagabend. Ganz spontan hatte ich die Idee, warum nicht über die Wesenheit, das Wesen von Ostern zu meditieren? Seht selbst, das Ergebnis:
Ich befand mich hoch oben in den Alpen (vielleicht auch in einem anderen Gebirge). Alles war weiß wie von Schnee. Ich saß in Meditationshaltung. Vor mir eine Lichtgestalt, etwas abstrakt wirkend und dennoch menschlich – wie eine gotische Säule. Weiß gekleidet. In der linken Hand trug sie eine Laterne. Alles war weiß, leuchtete in verschiedenen Weißtönen. Der Bär war ebenfalls da. Nur er war in seiner braunen Gestalt. Der Bär folgte der Lichtgestalt. Laterne und Gestalt wurden eins, leuchteten alles aus. Wo ihr Licht hinfiel, wurde es hell und es blieb nichts verborgen. Am Rand des Lichts war Bewegung. Als ob etwas schnell weg wuseln würde. Kurzfristig sah ich ein bekanntes Gesicht hell aufscheinen.
Was im Dunkeln wuselte, konnte sich nicht mehr verstecken. Ich sah, dass die weiße, gotisch wirkende Gestalt menschlicher wurde. Ihre abstrakte Säulenform verlor sich dabei und wurde eben menschlicher. Ich selbst wandelte mich auch. Auch ich verschmolz mit der weißen Gestalt und der Laterne. Wir waren eins. Ich war ich und ich war die Laterne und ich war die Gestalt.
Ich fragte, wer bist Du? Franz von Assisi? Und bekam eine Antwort. „Ich bin das Licht der Welt!“
Was für eine Begegnung. Ehrfurcht und Normalität gleichermaßen. „Ich bringe das Licht in die Welt. Ich bin das Licht in der Welt!“ Das ist das Wesen von Ostern! Licht in die Welt! Überall.
„Hab keine Angst! Fürchte nichts!“ Die Gestalt berührte mein Herz, Schatten entwichen daraus. Wir meditierten zusammen, leuchteten zusammen. Wo auch immer wie hin blickten, wurde es hell und licht.
Was für eine kraftvolle Meditation! Danke dafür!