Für den Anlass wäre Hühnersuppe sicherlich besser gewesen. Nasskaltes nebliges Novemberwetter. Da ist so eine Suppe sicherlich vorbeugend sehr gut. Hätte ich vielleicht auch gekocht, wenn ich ein Suppenhuhn zuhause gehabt hätte. Hatte ich aber nicht und somit blieb es bei der Petersilienwurzelsuppe.
Was der Anlass war? Schreck in der Abendstunde. Tja, geregnet hat es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, später sogar geschneit und kalt war es. Ich saß zuhause auf dem Sofa und habe gelesen und konnte mich noch nicht so recht entschließen ins Bett zu gehen. So spät war es denn nun auch noch nicht. So gegen 22.40 Uhr ging die Wohnzimmertür auf. Etwas angestrengt wirkte das Ganze und ich wusste, einer meiner beiden Mitbewohner wollte rein. Erst schob sich ein dunkler Katzenkopf rein, dann folgte die ganze Katz: wankend, schwankend und tropfnass. Nicht regennass, sondern tropfnass, so als ob sie irgendwo baden gegangen wäre. Und das bei den Temperaturen!
Es war Miezi. Sie schien Mühe zu haben, sich auf den Beinen zu halten, aber irgendwie schaffte sie es doch noch auf ihren Lieblingssessel. Sie starrte vor sich hin und es dauerte einen Moment, bis sie zaghaft anfing, sich das Wasser aus dem Fell zu putzen. Ich habe inzwischen ein Handtuch aus dem Badezimmer geholt und wollte sie damit abreiben. Mochte sie nicht. Sie sprang mit samt Handtuch vom Sessel. Eigentlich konnte man das nicht Springen nennen, sie lies sich einfach herunterplumpsen, verschnaufte kurz und trollte sich dann ins Schlafzimmer. Ich holte sie zurück ins Wohnzimmer, was ihr gar nicht behagte. Das Handtuch, obwohl es nur kurz auf ihr gelegen hatte, war nass. Ich bin wieder ins Bad, habe Rescue-Tropfen geholt und ihr welche in den Nacken geträufelt, ein neues Handtuch unter ihr ausgebreitet und eine Wärmflasche unter ihr und der Decke platziert. Dann habe ich sie in Ruhe gelassen. Sie hat sich oberflächlich geputzt, hat sich aber bald erschöpft zusammengerollt und geschlafen.
Sie war patschnass! Wäre sie lediglich regennass gewesen, hätte sie ein trockenes Unterfell gehabt. War es aber nicht. Anfangs hatte ich glatt einen Anfall von Paranoia, glaubte an bösen Menschen, die Katzen hassen. Mein Kater Maxl war am Vorabend etwa zur selben Zeit in einem ähnlichen Zustand nach Hause gekommen: nass, dreckig, fix und fertig und hinkend. An zwei Tagen hintereinander zwei Katzen im ähnlichen Zustand, kann einen schon mal Böses glauben lassen. Aber bei genauerer Betrachtung: Maxl war nur auf einer Seite nass. Außerdem standen ihm überall Haare aus dem langen Pelz heraus. Er war ganz offensichtlich mit einer anderen Katze im Gefecht gewesen. Miezi dagegen war nicht dreckig. Sie war lediglich tropfnass – aber ihr Kopf war trocken. Auch sonst wies sie keine Verletzungen auf.
Keine Ahnung, was mit ihr geschehen ist. Irgendwo hatte sie wohl – eher unfreiwillig – ein Vollbad genommen. Mittlerweile glaube ich nicht mehr, dass jemand nachgeholfen hat. Andernfalls wäre sicher auch ihr Kopf nass gewesen. Ich vermute eher, dass sie beim Wasser trinken in einer Regentonne gelandet ist. Und hat sich abgekämpft, um da wieder rauszukommen. Vielleicht hat ihr auch jemand geholfen. Gleichwie: sie hat es geschafft! Zum Glück!
Wie Katzen so sind, hat sie ihr Missgeschick weggeschlafen. Den ganzen Freitag hat sie geschlafen. Ist nur am späten Nachmittag kurz zum Fressen aufgestanden. Es gab natürlich was Besonderes für sie, etwas Rinderhackfleisch, was sie auch gleich vor ihrem Sohn knurrend verteidigte. Anschließend ist sie kurz nach draußen, ich sah sie im Hof neben der Garage im Gras sitzen. Aber kurze Zeit später war sie schon wieder drin und lag ausgestreckt auf ihrem Sessel im Wohnzimmer und schlief tief und fest.
Wie viele Leben haben eigentlich Katzen? Neun oder sieben? Keine Ahnung, bei Miezi sind es auf jeden Fall zwei weniger. Im vergangenen Jahr wurde sie im Dunklen bei uns auf dem Hof angefahren. Sie ist fast schwarz, anthrazitfarben und nicht gut sichtbar im Dunklen. Aber eigentlich ist sie eine erfahrene Katze, die den Straßenverkehr im Dorf seit 14 Jahren beherrscht. Ich habe ein Auto auf dem Hof bremsen hören gefolgt von einem leisen Aufprall. „Hoffentlich hat´s da keine Katze erwischt!“ Eine Stunde später kam Miezi in Zeitlupe ins Wohnzimmer. Schimpfte leise vor sich hin und wurde sehr laut und massiv als ich sie anfassen wollte, was ich dann erst einmal sein lies. Irgendwie hat sie es auf die Fensterbank auf ihren Schlafplatz geschafft, von mir Rescue-Tropfen bekommen und geschlafen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie weitgehend wohlauf, zwar wirkten ihre Bewegungen etwas verkatert und verlangsamt, aber es ging ihr gut. Auch Hunger hatte sie. Glück gehabt!
Heute geht es ihr wieder gut. Sie hat Hunger, frisst, ist schon wieder ein wenig mäkelig. Könnte wahrscheinlich mehr Hackfleisch sein. Sie schläft immer noch viel. Aber sie geht auch immer wieder raus, ist jedoch auch schnell wieder drin. Was aber auch am nebligen Novemberwetter liegen könnte.
Ich kann nur sagen, ich bin total erleichtert. Sie hat wirklich Glück gehabt. Wer badet schon gerne im November?
Hühnersuppe bzw. was entsprechend Katzentaugliches hätte ich ihr durchaus gegönnt auf den Schreck. Sie hätte aber auch von Hühnersuppe etwas abbekommen. Aber wir haben einen Deal geschlossen: für sie (und auch Maxl) etwas Hackfleisch, für mich die Petersiliencremesuppe. Ein fairer Deal wie sie meint.
Petersilienwurzelsuppe mit Kräuterseitlingen
Zutaten und was man sonst noch so braucht
Portionen: 2
- ca. 300 g Petersilienwurzeln
- 1 kleine Karotte
- 1 kleine Zwiebel
- ca. 500 ml Gemüsebrühe (selbstgemacht oder Brühwürfel)
- 1 EL Butter
- 50 ml Weißwein
- etwas Sahne
- 150 g Kräuterseitlinge
- 1 – 2 Zweige Petersilienkraut
- Salz, weißer Pfeffer, Muskat zum Abschmecken
Und so geht´s
Petersilienwurzeln waschen, mit dem Sparschäler schälen und in kleinere Würfel schneiden ♦ mit der Möhre ebenso verfahren ♦ Zwiebel abziehen und in feine Würfel schneiden ♦ Kräuterseitlinge vorbereiten und in grobe Stücke teilen
In einem Topf 2/3 der Butter schmelzen und die Zwiebel anschwitzen ♦ Petersilienwurzeln und Karotte hinzufügen und alles miteinander anrösten ♦ mit Gemüsebrühe auffüllen und das Gemüse weich kochen lassen ♦ Kräuterseitlinge in einer Pfanne kräftig anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen und zur Seite stellen
Petersiliencremesuppe vom Herd nehmen und mit dem Pürierstab fein pürieren, ggf. auch durch ein Sieb geben ♦ zurück auf den Herd stellen ♦ Sahne und Weißwein nach Geschmack hinzufügen ♦ mit Salz, Pfeffer und ggf. Muskatnuss abschmecken ♦ Suppe in Teller verteilen, Pilze in der Mitte platzieren ♦ mit Petersilienkraut garnieren
Wie viel Wein und Sahne Ihr verwendet, ist letztlich Geschmacksache. Ich empfehle daher, nicht gleich alles in die Suppe zu gießen, sondern zwischendurch immer wieder einmal abzuschmecken, bis der Geschmack für Euch stimmt.
Wem die Suppe zu dickflüssig ist, kann sie gerne mit Wasser und/oder Sahne weiter verdünnen. Nachwürzen nicht vergessen.
Wer es lieber herzhafter mag, kann mit den Pilzen ein paar Speckwürfel mit braten. Speckwürfel können auch zusammen mit den Zwiebeln ausgelassen werden. Und wer es fleischlos oder vegan mag, lässt einfach die Sahne weg und verwendet statt dessen Sojasahne.