Petersilie flüstert, Karotte aber auch

Im vergangenen Jahr habe ich – es war sogar schon relativ spät im Sommer – auf meinem Balkon in einem großen Topf zwei Sorten Basilikum und Petersilie gepflanzt und gehegt und gepflegt. Besonders die Petersilie wucherte geradezu und es war eine Freude zu sehen wie sie langsam, aber sicher den Topf eroberte. Der Basilikum war wahrscheinlich nicht so begeistert davon, denn er hatte Mühe, sich daneben zu behaupten. Aber irgendwie haben sie sich miteinander arrangiert.

Dann kam der Winter. Der Basilikum ging zurück. Die Petersilie jedoch war weiterhin grün und es dauerte lange, bis sie sich zurückzog. Ich habe sie weiterhin immer wieder, wenn auch eher sporadisch den ganzen Winter hindurch, gegossen.

Im Frühling war sie wieder da! Sie hat schnell frische Blätter getrieben und ich erinnerte mich vage, dass Petersilie ja zu den zweijährigen Pflanzen gehört. Ich goss sie weiter, bestaunte ihr Wachstum, bis ich eines Tages entdeckte, dass da lange dünne Dolden herauswuchsen. Blütendolden! Ehrlich gesagt, habe ich Petersilienblüten noch nie gesehen – zumindest nicht bewusst. Aber sie sind beeindruckend schön, unglaublich filigran und lieblich. Auch unscheinbar, was heißt, man muss schon genau hinsehen, um ihre Anmut zu erkennen. Aber dann ist sie die reinste Freude. Sie blühte lang, im Grunde genommen den ganzen Sommer entlang und sogar jetzt im Oktober habe ich bemerkt, dass sich noch einmal eine neue Blüte entwickelte. Wirklich ganz erstaunlich.

Sabine
Petersilienblütenknospen
karotten
Karotten aus dem Garten – fotografiert von K. Schulz

Und so wundert es nicht, dass wir einen unserer Meditationsabende der Petersilie gewidmet haben. Erst konnten wir uns nicht so recht entscheiden, ob wir nicht doch vielleicht eher die Karotte nehmen sollten, haben es aber offen gelassen und überlegt, wer sich wohl zeigen würde. Was soll ich sagen? Gezeigt haben sich beide! Sind ja auch beides Wurzelgemüse!

 

An diesem Treffen konnte ich nicht persönlich teilnehmen, aber die Meditation an sich wollte ich mir nicht entgehen lassen. Daher „beamte“ ich mich zur Einstimmung erst einmal zum Meditationsort. Ich sehe uns im Schneidersitz am Boden sitzen, durch Arm-über-Schulter-Griff verbunden. Wir wiegen uns lange Zeit wie in Trance hin und her. Irgendwann lösen wir uns aus dieser Stellung und „graben“ gemeinsam in der Erde vor uns. Es kommen Wurzeln zum Vorschein:  dunkelrote Rübe, rotes Radieschen, lila und gelbe Karotte, cremefarbene Petersilienwurzel …

Ratlose Pause.

Ich bitte meine Hilfsgeister zu mir und wir fliegen zunächst über „blühende Felder“, dann über steinig-sandiges, eher karges Hügelgebiet. Suche nach einem „Eingang in die Erde“, was mich ziemlich entsetzt, denn in mir sträubt sich alles dagegen, in irgendwelche engen Röhrengänge zu kriechen. Aber dann „belebt“ sich plötzlich das Terrain: lauter kleine Zwergenwesen wuseln herum. Sie kommen hinter Steinen hervor oder aus unscheinbaren Erdlöchern. Bei näherem Hinsehen stelle ich fest: ich bin im „Reich der Wichtel“ gelandet! Diese Wichtelmännchen bedeuten mir (mit Hinweis auf ihre Zipfelmützen im Stil von Radieschen oder Karotte), dass sie die zuständigen Wesen für alle Rüben und Wurzelgemüse sind. Ja, auch die Petersilie gehöre da dazu wegen ihrer schmackhaften Wurzel. Die Wichtel erscheinen mir allerdings zu beschäftigt mit ihren Alltags-dingen, als dass sie Zeit für ein weiterführendes „Interview“ hätten. 

Plötzlich fällt mein Blick auf eine Waldschneise, die steil nach oben führt zu einer Art „Monopteros“, der im Sonnenlicht karottenartig golden-orange erstrahlt. Es gibt eine Bewegung wie ein „heller Blitz, der in die Erde fährt“. In Sprache übersetzt heißt das wohl: „Die Karotte ist dafür da, Sonnenlicht in die Erde, ins Dunkel des Unterirdischen zu transportieren.“ Ich stehe plötzlich in einer Erdkaverne, von deren Decke so etwas wie  „glühende Eiszapfen“ hängen.  Ich bin überrascht, wie „luftig“ und „geräumig“ es hier unten ist und erfahre, dass diese Karotten-Zapfen, die dieses warme, schummerige Licht ausstrahlen, damit für die angenehme Atmosphäre sorgen, die für das unterirdische Leben der Wichtel notwendig ist. Jutta

 „Alles ist mit allem irgendwie verbunden“ bekommt plötzlich tiefe Bedeutung.

Petersilienblüten, teils bereits mit Samenansatz
Petersilienblüten, teils bereits mit Samenansatz

Gleich zu Anfang hatte ich den Eindruck, tief in der Erde zu sein, gewissermaßen kopfüber. Da war Bewegung nach unten: langsam, stetig und pfeilgerade zielgerichtet. Oberhalb der Erde schwebten zwei Wesen. Eins war rauchig-orange, das rechte. Das andere, das linke,  rauchig-grünlich. Diese rauchartigen Wesen waren mit den Pfeilwurzeln, in die ich mich offensichtlich verwandelt hatte,  verbunden, ragten aber weit über die Erdoberfläche hinaus.

Vor dem grünen rauchigen durchscheinenden Wesen sah ich eine grüne, krause, sonnige Vielfalt, die sich konkret zittrig bewegt, offensichtlich die Petersilienwesenheit. Ich hörte dazu ein schnell gesprochenes geschäftiges „Wichtig!“ Wichtig!“ Es schien zu sagen, es ist nicht wichtig, wann Du Dich mit mir beschäftigst, sondern dass du es tust! Das Wesen ließ der Karotte den Vortritt. Ich wandte mich der Karotte zu, versprach aber dem Wesen der Petersilie wieder zu kommen.  „Wichtig!“ „Wichtig!“ sah/hörte ich wieder, während sie in den Hintergrund trat.

Das Wesen der Karotte sagte: „Ich speichere das Licht der Sonne in meiner Wurzel! Dafür bin ich da. Und ich leite das Licht der Sonne in die Erde weiter. Das ist meine Aufgabe.“

 „Wichtig!“ Wichtig!“ erklang es wieder aus dem Hintergrund.

Die Wesen, das orangefarbene und das grüne waren für mich sichtbar. Wie eine Art Rauch, der alles umwehte. Beide Wesen schienen mir wohlwollend und auch ein klein wenig amüsiert. Sie waren sich bewusst, dass ich da war und versuchte, zu ihnen Kontakt aufzunehmen. Sabine

 

Einen Tag später habe ich zum Wesen der Petersilie meditiert, um mein Versprechen wahr zu machen.

 

Das Wesen der Petersilie war sofort präsent. Ich hörte wieder dieses „Wichtig!“ Wichtig!“ Das Wesen wirkte humorvoll, sehr geschäftig und voller Bewegung. Wenn ich mich jedoch auf das Wesen im Hintergrund einstimmte, hatte ich den Eindruck von einer ruhigen, fast stillen Ausstrahlung. Darüber hinaus freundlich und wohlwollend.

 Im Vordergrund zeigte es sich wieder als konkrete zittrige Bewegung. Sehr geschäftig. Zittrig ist dabei nicht schwächlich zu verstehen, sondern beschreibt die Bewegung als zitternd. Stetige zittrige Bewegung, niemals Stillstand, daher sehr wach machend. Hellwach, konzentriert. Dahinter grandiose Stille. Sabine

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