Leises Kaffeegewisper

Eigentlich sollte ja hier Regionales und Saisonales zu Wort kommen. Weder das Eine, noch das Andere trifft auf Kaffee zu. Das kann ich drehen und wenden wie ich will. Andererseits hat Kaffee bei mir immer Saison. Insofern steht ihm hier ein Albumblatt zu.

Kaffee hat was. Er begleitet mich morgens in den Tag hinein. Die erste Tasse Kaffee am Morgen ist für mich ein Hochgenuss! Er schmeckt nicht nur, er bringt jede einzelne meiner Körperzellen zum Schwingen und Schnurren. Er macht mich wach, allerdings nicht zu abrupt. Ich habe Zeit aus der tiefen Nacht aufzutauchen und mich auf den Tag einzustellen. Daher möchte ich immer gleich noch eine zweite Tasse trinken, aber die hat nicht mehr diesen ganz besonderen Effekt der ersten. Die zweite Tasse ist nur noch Kaffee. Die erste ist reinster Morgengenuss.

Kaffee im Laufe des Tages trinke ich zwar auch. Aber im Grunde könnte ich drauf verzichten. Nachmittags, zumindest im Alltag, ist Kaffee trinken ein leeres Ritual ohne wirkliche Bedeutung und Wirkung. Nachmittags zelebriert mit Freunden, ist noch einmal wieder etwas Anderes. Da kommt der Genuss wieder zum Vorschein. Vielleicht weil der Kaffee dann auch von mir von vorne bis hinten zelebriert wird?

Doch zurück zum Morgenkaffee. Den zelebriere ich wirklich. Ich trinke ihn handgefiltert – natürlich mit Porzellanfilter – und meist zuvor sogar frisch gemahlen. Selbst gemahlener Kaffee, besonders handgemahlener, entfaltet ein wunderbares Aroma und einen intensiven Geschmack. Außerdem benötige ich wesentlich weniger Kaffeepulver. Auch nicht zu verachten.

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Manchmal, wenn ich Besuch habe, und es schnell gehen soll bzw. ich mich mehr um meinen Besuch kümmern möchte, benutze ich eine French Press Kanne. Das steht dem Filterkaffee in nichts nach. Natürlich habe ich auch schon Kapsel-Kaffee ausprobiert. Hat auch was, geht vor allem schnell, kommt jedoch in keiner Weise an handgefilterten Kaffee heran. Konservenkaffee wirkt auf mich ein wenig unlebendig, vielleicht gerade weil er immer gleich schmeckt. Von den ganzen Umweltdingen einmal abgesehen.

Man sagt mir nach, dass mein Kaffee gut ist – was man von meinem Tee nicht sagen kann. Tee „verstehe“ ich nicht. Natürlich kann ich einen Teebeutel in heißes Wasser halten. Aber mir fehlt wirklich das Feeling für das Zubereiten von gutem Tee. Tee schmeckt mir eigentlich nur, wenn Teetrinker in kochen. Die haben das richtige Feeling für die Zubereitung. Ich nicht. Deswegen trinke ich Kaffee. Kaffee verstehe ich. Kaffee zelebriere ich.

Kaffee liebe ich. Daher war er Thema in unserer letzten Meditationsrunde.  Und wir haben ihm gelauscht.

Die Kaffeewesenheit zeigte sich gleich zu Anfang. Sie nahm sozusagen meinen gesamten linken Gesichtskreis ein, war dunkelbraun-rauchig mit entfernt menschlich wirkender Gestalt.

Ich bemerkte eine Schlucht in den Bergen. Rechts dichter Hochnebel, steil abfallende Hänge, überall Kaffeesträucher oder Bäume. Der Nebel war nass. Überhaupt schien sehr viel Feuchtigkeit in der Luft zu hängen, denn ich hörte und sah immer wieder Tropfen klatschend irgendwo auftreffen. Die Gegend wirkte hoch, still und unzugänglich.

Dann „turnten“ vor meinen Augen viele Bilder umher wie Momentaufnahmen. Ich sah die Kaffeewesenheit dunkelbraun-grünweißlich-rauchig über der Schlucht schweben. So war ich zum Beispiel auch in Schweden. Überall, wo ich hinkam, sah ich Menschen, die in irgendeiner Form Kaffee tranken. Der Kaffee war ein verbindendes Element. Ein stark verbindendes Element, das den Menschen jedoch nicht bewusst zu sein schien. Dennoch: gleich wo auf der Welt Menschen auf eine gute Art zusammenkamen, wurde Kaffee getrunken.

Ich fragte die Kaffeewesenheit, ob sie eine Nachricht oder Botschaft für mich hätte und sie kam sofort näher als ob sie nur darauf gewartet hätte. Sie umarmte mich von hinten, wiegte mich. „Kaffee macht klar im Kopf.“ sagte sie leise. Dies sagte sie immer wieder. „Kaffee macht klar im Kopf und bringt Leichtigkeit in die Gesellschaft. Ist gut für die Kommunikation.“

Als ich mich bei der Wesenheit des Kaffees für die Nachricht bedankte, fühlte ich einen sanften Kuss auf der rechten Wange. Und eine leichte Umarmung von hinten. Ich musste lächeln und fragte: „Du hast mich im Griff?“ Ich fühlte ihr Lächeln. „Ein bisschen.“ sagte sie.

Feine Espressotörtchen

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