Licht, Licht, Lichtmess

Die Tage sind merklich länger, eine ganze Stunde schon haben sie seit Mittwinter zugelegt. Heute Morgen habe ich in der Dämmerung sogar schon Vögel zwitschern gehört. Es ist zwar noch kalt und Schnee haben wir auch noch, aber es liegt spürbar ein Hauch von Frühling in der Luft. Ein leises Aufatmen dahin gehend, dass der dunkle Winter langsam, aber sicher zu Ende geht. Oberflächlich betrachtet liegt die Welt noch im winterlichen Schlaf, doch tief in der Erde ist bereits Bewegung.

Jetzt wird Lichtmess gefeiert in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar, vierzig Tage nach Weihnachten. Nach katholischem Brauch geht die Weihnachtszeit jetzt definitiv zu Ende, spätestens jetzt wird der Baum abgeschmückt und die Krippe wieder sicher verstaut. Bis Anfang des vergangenen Jahrhunderts war Maria Lichtmess wohl sogar ein Feiertag, denn er markierte die „Darstellung des Herrn“, den Tag an dem das Jesuskind als Messias erkannt wurde.

Traditionsgemäß werden auch heute noch in manchen Gegenden sämtliche Kerzen eines Haushalts für einige Minuten angezündet. Manchmal lässt man die Kerzen auch in der Kirche segnen, die später bei anderen wichtigen Feiertagen des Jahres auf dem Hausaltar angezündet werden. Auch gibt es traditionelle Speisen wie Krapfen oder Pfannkuchen, die speziell zu Lichtmess gebacken werden.

In Irland feiert man das Fest noch in ländlichen Gegenden unter dem Namen Imbolc. Es beginnt am Vorabend zum 1. Februar, dauert den ganzen Tag und wird als Tag der heiligen Brigid gefeiert. Auch die Römer kannten dieses Fest. Sie gedachten dabei dem Raub der Proserpina, der Tochter des Ceres. In Erinnerung an die Suche nach ihr zogen römische Frauen jedes Jahr zu dieser Zeit mit Fackeln durch die Stadt.

Wie man es auch dreht, das Fest scheint einen wichtigen Moment im Kreis des Jahre zu markieren, denn sonst würde es nicht überall gefeiert.

In unserer Meditationsrunde haben wir uns der Wesenheit von Lichtmess zugewandt. Was ist das Wesen dieses Festes? Welche Bedeutung hat es für uns? Wir sind tief darin eingetaucht. Unsere Erfahrungen, was wir auf der Meditationsreise erlebt haben, sind erstaunlich ähnlich. Doch lest selbst:

Meine Reise war relativ kurz. Ich sah das Bild einer Frau mit dunklen Haaren und einem runden kegeligen Hut. Sie nickte, auf meine Frage, ob sie die Wesenheit von Lichtmess wäre. Da war ein faszinierender grünlicher Lichtschein um ihren Körper und ihre Gestalt herum. Dieser Lichtschein umhüllte sie ganz. Das grüne Licht hatte für mich die Eigenschaft der Zuversicht! Das war das Wesentliche. Zuversicht. Die Essenz von Lichtmess zeigte sich als Zuversicht. Klaus

 

An einen Felsen gelehnt sah ich einen männlichen Sid, einen Elf, stehen. Er war groß, muskulös, nackt, hatte dunkle Augen, spitze Ohren und schwarzblaue (mehr blau als schwarz) Haare, die nach hinten hoch standen. Mich erinnerten sie an Rasterlocken oder geflochtene dünne Zöpfe. Er hatte mich bemerkt, schaute mich prüfend an, vielleicht auch etwas missbilligend. Der Eindruck war nicht vorherrschend, aber dennoch vorhanden.

Aus einem Impuls heraus, kniete ich mich hin und bat um den Segen der Natur. Ich sagte leise, „Es tut mir so leid wie wir mit allem umgehen.“

Er nahm es zur Kenntnis. Es wurde heller und wir versanken in die Erde bis tief in den Wurzelbereich von Bäumen und Pflanzen. Wir waren in einer unterirdischen Lichtung und die Bäume, die ich sah, waren Wurzeln. Hier waren weitere Elfen oder Sidhe, Männer wie Frauen. Sie gingen und schritten umher, tippten die feinen Wurzelenden der Bäume und Pflanzen kurz mit einer Art Zauberstab an. Die Wurzeln leuchteten kurz und hell auf. Das wirkte wie ein Wecken, wie eine kurze Initiierung und wie ein heiliger Akt.

Im Hintergrund hörte ich eine Stimme, die immer wieder intonierte: „Segen!“, „Segen!“, „Segen!“ Ich empfand es als Privileg, den Sidhe bei ihrer heiligen Handlung des Weckens der Natur zusehen zu dürfen. Sabine

 

Ich habe wieder von Ferne aus mit meditiert und als ich mich mit dem Sufferloher Kreis verbinde, erwische ich Sabine gerade beim „Anfeuern“. Sie hantiert mit dünnen Stöcken, mit „Zauberstäben“, während aus ihrem Mund eine lange Flamme hoch in die Luft schlägt, „die zentrale Feuerstelle“ entzündet sich daran. Und an allen möglichen Stellen sehe ich nach und nach Lichter aufleuchten, – wie beim „Domino-Effekt“.

Ich sehe eine Winterlandschaft vor mir, durch die ein schmaler Weg führt: rechts vom Weg liegt ein verschneites Feld, links davon Wald und Wiese ohne Schnee.

Ich bemerkte einen Erddrachen, der sich aus seiner Höhle unter einer Tannenwurzel herausbuddelt. Mit einem Mal sehe ich mich im unterirdischen Bereich. Es ist zu dunkel, um Genaueres erkennen zu können, aber ich spüre, dass die Erde nicht mehr gefroren, sondern von mikrofeinen Bewegungen durchwirkt ist.

Über den Nachthimmel fauchen gelb-grüne Nordlichter in phantastisch-bewegten Mustern. Auf der Erde lodernde Flammen der „zentralen Feuerstelle“. Durch dieses flackernde Zwielicht huschen allerlei Gestalten, die jedoch schon wieder verschwunden sind, bevor ich sie näher betrachten kann. Irrlichternde Masken, – sie erinnern irgendwie an venezianische Feste aus mittelalterlicher Zeit – Harlekin, Joker, Kasperl, Hofnarr – alle Gestalten erscheinen mir wie dem Karneval entsprungen, immer spielen dabei mehrzipfelige Mützen eine Rolle, oder mehrzackige Karnevalshüte wie sie bei den diversen Prunksitzungen heutzutage getragen werden. Und immer mit dabei: kurze, irgendwie dekorierte Stöcke, die mir wie „Zauberstäbe“ erscheinen.

Schließlich erscheint ganz nahe vor mir gut erkennbar eine Gestalt wie „Till Eulenspiegel“, der mich ziemlich lange so schelmisch anlächelt, dass ich keinen Zweifel daran habe: er heißt tatsächlich „Imbolk“. Er lenkt meinen Blick auf die bereits vorher gesehene Winterlandschaft, und ich sehe ihn leichtfüßig über den Schnee hüpfen. Mit fröhlicher Ausgelassenheit klopft er dabei rechts und links auf seinem Weg mit seinem Narrenstab sanft auf die Erde, um wie es heißt, „die Lebensgeister zu wecken“. Jutta

 

 

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